Das Jahr 2015 ist seit 2 Tagen vorbei und es hat sich im letzten Jahr viel getan. Daher möchten wir dieses erfolgreiche Jahr 2015 noch einmal mit euch in einem Jahresrückblick Revue passieren lassen und berichten, was alles umgesetzt und erreicht wurde.
Angefangen hat das Jahr für uns mit dem Erreichen eines großartigen Meilensteins. Am 07.01 konnten wir stolz das Erreichen des 200. Knotens in unserem Netz verkünden. Das war ein Knoten pro Tag seit dem 01.08.2014. Ein tolles Wachstum, das uns zeigt, wie wichtig offene Infrastruktur für eine Region und die Menschen ist. Damals hatte unser Netz zwei Gateways, die wenige Tage später durch einen dritten Gateway unterstützt werden sollten.
Am 22. Januar konnten wir dann verkünden, dass all unsere Seiten nicht nur über das alte IPv4, sondern auch per IPv6 erreichbar sind. Die Website wurde aufgehübscht und zeigt seitdem eine vereinfachte Karte und Netz-Statistik.
Am 30. Januar bekamen wir dann endliche die heiß ersehnte Bestätigung für unserere Gemeinnützigkeit vom Finanzamt Weinheim.
Am 22. Februar konnte die Freifunk Initiative dann den deutschlandweit 10.000 Freifunk Knoten feiern. Eine tolle Leistung!
Mitte März wurden wir dann, wie alle Freifunker, vom katastrophalen Entwurf des Wirtschaftsministeriums zur Neuregelung der Störerhaftung geschockt und haben deutlich gemacht, was wir davon halten und das dieser Entwurf freien Netzen eher schadet, als ihnen zu helfen. Inzwischen sieht es zum Glück so aus, als würde dieser noch einmal überarbeitet.Unser Protest zeigte also Wirkung!
Gleichzeitig dazu erhielten wir vom Amtsgericht Mannheim, nach 288 zähen Tagen seit der Gründungs-MV des Freifunk Rhein-Neckar e.V., die Bestätigung der Eintragung ins Vereinsregister. Endlich sind wir ein Verein!
Kurz darauf konnten wir am 16. und 17. April unsere erste größere Veranstaltung mit Freifunk versorgen, das Barcamp Rhein Neckar.
Anfang Mai ging dann unsere neue Statusseite online, auf der wir seit dem immer aktuell über Probleme mit unserem Netz oder den betriebenen Diensten berichten.
Am 1. Juni haben wir unser Spendenprojekt auf Betterplace eingerichtet, einer gemeinnützigen Plattform zum Sammeln von Spenden, über die wir seit dem knapp 4000€ an Spenden für den Betrieb der Gateways, das drucken von Info-Material, einen Hardware Pool und die Versorgung von Geflüchtetenunterkünften mit freiem Internet sammeln konnten. Das Coolste daran? Die meisten Bedarfe waren immer innerhalb von wenigen Stunden finanziert! An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle die gespendet haben!
Inzwischen ist die Last in unserem Netz immer weiter gewachsen, so das wir am 8. Juni zwei weitere Gateways live geschaltet haben, um eure Daten immer schnell von A nach B transportieren zu können.
Mitte Juni haben wir uns dann beim Beteiligunshaushalt der Stadt Mannheim beworben und sind dort dank 326 Unterstützungen auch zugelassen worden. Aktuell steht eine Kooperation mit der Stadt zwar noch aus, aber wir sind dran.
Zeitgleich legt die Regierung mit der geplanten Vorratsdatenspeicherung den freien Netzen und dem anonymen Zugang zu Informationen einen weiteren Stein in den Weg, gegen die wir Freifunker, wie auch viele andere Organisationen, uns schon seit Jahren immer wieder zur Wehr setzen.
Währen dem Sommer war es dann etwas ruhiger bei uns, bevor es dann im August wieder richtig losgehen konnte. So haben wir dann auch am 22. August die 300 Knoten Marke geknackt. Das sind über 250 Knoten mehr als noch vor einem Jahr! Ein wirklich großartiger Erfolg für uns.
Anfang September haben wir uns hingesetzt und endlich unsere FAQ vergrößert um euch die häufigsten Fragen ohne großes Suchen zu beantworten. Außerdem haben wir die Initiative auf der UKW Tagung, einer großen, jährlich stattfindenden, Amateurfunk Tagung in Weinheim vertreten und dort mit vielen interessierten Menschen gesprochen. Denn eins ist klar, ein Wissensaustausch mit den Amateurfunkern kann für beide Seiten nur von Vorteil sein.
Damit wir immer Wissen wo wir überall Knoten haben und in welchen Städten wir aktiv sind, haben wir Ende September eine Übersichtskarte geschaffen, die uns die Frage: "Wie viele Knoten habt ihr eigentlich in ...?" beantwortet. Diese Karte wird inzwischen sogar von vielen weiteren Communities genutzt.
Passend dazu, hat Freifunk deutschlandweit in nur 7 Monaten die Zahl der Freifunk Knoten von 10.000 auf 20.000 erhöhen können. Eine Leistung, die, wie eingangs schon erwähnt, zeigt, wie wichtig ein dezentrales, freies, unzensiertes, unbegrenztes und anonym nutzbares Netzwerk von und für Menschen aus der Region ist.
Jetzt geht es für dieses Jahr aber erst richtig los! Am 03. Oktober haben wir mit der Hilfe von Freiwilligen in Grasellenbach unsere erste Geflüchtetenunterkunft in der Region mit freiem Internet versorgen können. Eine Aktion, die wir noch an vielen Orten wiederholen werden und wollen. Denn nichts ist schöner, als wenn die Geflüchteten nach all ihren Strapazen wieder ein bisschen Freiraum haben und wieder mit den Verwandten und Bekannten in der Heimat in Kontakt kommen können, ohne auf die extrem teuren Mobilfunkangebote angewiesen zu sein. Denn die freie Kommunikation und Information sehen wir als Grundrecht eines jeden Menschen an.
Zeitgleich haben wir in Kooperation mit den Anwohnern und Geschäften damit begonnen, in Heppenheim die Fußgängerzone mit Freifunk zu versorgen. Dabei haben wir den Grundstein am kleinen Markt geschaffen.
Nicht einmal zwei Wochen später war die gesamte Fußgängerzone flächendeckend abgedeckt.
Und heute sieht die Fußgängerzone von Heppenheim so aus:
Eine großartige Sache, die wir gerne in vielen weiteren Städten wiederholen würden!
Parallel dazu waren wir aber auch noch an anderer Stelle in Heppenheim aktiv. Mit unserer Initiative FFRN Hilft für die Versorgung von Geflüchtetenunterkünften, haben wir auch in Heppenheim die Geflüchtetenunterkünfte mit freiem Internet versorgen können.
Daraus ist bis heute unser größtes zusammenhängendes Netz aus über 100 Knoten geworden, das von Fußgängerzone bis in die Nordwesten von Heppenheim reicht.
Zeitgleich haben wir aber auch noch die Geflüchtetenunterkunft in der Winzerhalle Weinheim mit Freifunk versorgt. Hier freuen sich seit dem ca. 120 Geflüchtete über etwas Abwechslung und eine kostenfreie Möglichkeit das Internet zu nutzen.
Lange Zeit haben wir auf unsere eigene Firmware Entwicklung gesetzt. Das hatte historische Gründe und lag unter anderem im minimalen Ansatz für die Firmware begründet. Langfristig hat sich aber gezeigt, dass die Wartung und Pflege dieser Firmware einen unverhältnismäßigen Aufwand bedeutet und zukünftig nicht gestemmt werden kann. Auch weil sich in der Zwischenzeit deutschlandweit in einer Art Gemeinschaftsprojekt die Firmware Gluon entwickelt hat und viele Tools, die auch wir nutzen, auf diese Firmware hin ausgerichtet entwickelt wurden und werden. Daher haben wir uns Anfang Oktober dazu entschieden, auch auf diese Firmware umzusteigen.
Um die Migration auf die neue Firmware möglichst reibungslos umzusetzen, haben wir auch unseren Gateway Backbone komplett neu konzipiert. Dadurch entstanden zwei getrennte Netze. Eines mit den Knoten mit der alten Firmware und eines mit den Knoten, auf denen die neuen Firmware installiert wurde. Nachdem die Firmware fertig war und die Gateways eingerichtet waren, konnten wir dann Mitte Oktober mit der Migration aller bis dahin ca. 350 aktiven und ca. 500 registrierten Knoten beginnen. Als feste Frist zur Abschaltung des alten Netzes hatten wir den 1. Dezember gewählt.
Somit konnte die Migrationsphase beginnen, in der wir noch einige wenige Bugs beheben mussten, die davon abgesehen aber sehr gut verlaufen ist.
Anfang November haben wir dann unsere Initiative auch auf dem Webmontag Rhein-Neckar vorgestellt.
Ende November, kurz vor Ende der Migration, fand dann unsere jährliche Mitgliederversammlung statt, auf der wir dann beschlossen haben, den Mitgliedsbeitrag für unsere aktuell ca. 46 Mitglieder auf 60€ pro Jahr zu erhöhen, um die weiter steigenden, laufenden Kosten decken zu können.
Neben Präsentation und MV haben wir während der Migration auch einige neue Tools wie unsere Statistik Seite, unseren ZeroPaste Dienst und ein Tool zur Terminabstimmung eingeführt.
Neben den migrierten Knoten kamen in dieser Zeit noch einmal fast 200 Knoten dazu. So dass wir am Ende der Frist nur noch 35 Knoten in unserem alten Netz, aber dafür 424 online und 540 registrierte Knoten in unserem neuen Netz hatten.
Inzwischen ist die Migration abgeschlossen und alles läuft so weit. Wir haben ca. 820 Nutzer bei 505 online und 660 registrierten Knoten.
Dies verteilen sich auf unsere 6 Gateways, über die wir zu Spitzenzeiten bis zu 400Mbit/s an Daten verschieben. Das sind ca. 100Mbit/s an Nutzdaten, von denen wiederum ca 66% IPv6 Traffic sind. Somit setzen wir pro Woche ca. 15TiB/s an Daten um. Dabei ist die Tendenz deutlich wachsend.
Dazu ist unser Forum, über das wir uns hauptsächlich Organisieren im letzten Jahr auf 158 Nutzer, 393 Themen mit 2743 Beiträgen und 1035 Likes gewachsen. Außerdem wurden vom Forum 20287 Mail verschickt um euch auf neue Antworten und Beiträge aufmerksam zu machen.
Im Laufe des Dezember haben wir noch außerdem noch weitere Geflüchtenunterkünfte in Heppenheim, Lorsch und Lampertheim angebunden, so dass inzwischen mindesten sieben Große und noch einige kleinere Unterkünfte versorgt sind. Diese Zahl wollen wir im neuen Jahr auch noch weiter erhöhen, denn es stehen noch viele Unterkünfte auf unserer Liste, für die wir Anfragen haben. Leider scheitert es aktuell häufig noch an den entsprechenden Genehmigungen und der Anbindung der Unterkünfte.
Über das Jahr verteilt gab es natürlich auch viele, viele Treffen an denen Fragen beantwortet, Aktionen geplant, technisches erklärt, Wissen vermittelt und bei Problemen geholfen wurde. Dabei freuen wir uns auch schon auf unser nächstes Treffen am 11.01.2016 um 19 Uhr im RaumZeitLabor in Mannheim.
Unser Ziel für das neue Jahr 2016 ist es, weiterhin das Wissen, die Ideen und Ideale von Freifunk weiter zu geben. Die Menschen zum Nachdenken, selber Machen, Experimentieren und Teilen zu bewegen. Dazu planen wir viele verschiedene Workshops und Informationsveranstaltungen.
Außerdem möchten wir mehr Geflüchtetenunterkünften anbinden und mehr Menschen zur aktiven Beteiligung an der Initiative bewegen. Wir wollen die Politik überzeugen, wie wichtig freie Netze sind und welche Chance sie für die Gesellschaft bieten. Außerdem wünschen wir uns mehr Städte wie Heppenheim, in denen es ein großflächiges Freifunk Netz gibt.
Auch für 2016 nehmen wir uns also vor, die Welt ein bisschen besser und freie zu machen.